Daniela Krien erzählt in ihrem Roman „Mein drittes Leben“ die Geschichte von Linda, einer Frau, die nach dem tragischen Unfalltod ihrer Tochter Sonja in eine tiefe Lebenskrise stürzt. Der Verlust ist so überwältigend, dass sie ihr bisheriges Leben hinter sich lässt – ihren Mann, ihre Karriere, ihr soziales Umfeld – und sich auf einen abgelegenen Hof zurückzieht
Die Handlung ist geprägt von Trauer, Isolation und dem mühsamen Weg zurück ins Leben. Linda kämpft mit Schuldgefühlen, Schlaflosigkeit und emotionaler Leere. Die Natur, ihre Hündin Kaja und einfache Routinen wie Gartenarbeit werden zu ihren Ankerpunkten. Doch auch diese Rückzugsstrategie ist nicht frei von Konflikten – ihre Ehe zerbricht, alte Freundschaften verblassen, und neue Begegnungen fordern sie heraus
Krien gelingt es, ohne Pathos und mit großer psychologischer Tiefe, die inneren Kämpfe ihrer Protagonistin darzustellen. Die Sprache ist klar, reduziert und lässt Raum für eigene Gedanken. Besonders eindrucksvoll ist die Einbettung von Lindas persönlicher Geschichte in einen größeren historischen Kontext – etwa durch die Geschichte der Vorbesitzerin des Hofes, die aus Ostpreußen fliehen musste
Der Roman wurde für den Deutschen Buchpreis 2024 nominiert und gilt als einfühlsames Porträt über den Umgang mit Verlust und die Kraft des Neuanfangs
Daniela Krien
wurde 1975 in Mecklenburg-Vorpommern geboren. Sie studierte Kultur-, Kommunikations- und Medienwissenschaften und arbeitete zunächst als Drehbuchautorin und Cutterin. Seit 2010 ist sie freie Schriftstellerin und lebt mit ihrem Mann und zwei Töchtern in Leipzig
Ihre Romane wie „Die Liebe im Ernstfall“ und „Der Brand“ wurden vielfach ausgezeichnet und in zahlreiche Sprachen übersetzt. Krien ist bekannt für ihre präzise Sprache, ihre emotional tiefgründigen Figuren und die Fähigkeit, gesellschaftliche Themen wie Familie, Liebe und Verlust literarisch feinfühlig zu verarbeiten.
Mit „Mein drittes Leben“ zeigt sie erneut, wie literarisch anspruchsvoll und zugleich berührend sie existenzielle Fragen des Lebens behandelt – ohne moralischen Zeigefinger, aber mit großer Empathie.