Das Naturschutzgebiet „Gasserplatz“ ist ein ca. 4,5ha großes schüsselförmiges Moorgebiet, dessen Entwicklung nach dem Abschmelzen des Illgletschers vor ca. 13.000 Jahren begann (Abb.1). Der Gletscher hinterließ einen ca. 12m tiefe See (der alte Name des Gebietes ist „Seewiese“). Über die Jahrtausende ist dieser See durch zunächst Algen- und dann Pflanzenwachstum verlandet. Denn das Pflanzenmaterial im See konnte unter Wassersättigung nicht verrotten und so bildeten sich mehrere Meter starke Torfschichten. Auch andere organische Materialien (wie Pollen, Muschelschalen, aber auch Haare und Haut) bleiben im wassergesättigten Torf erhalten. Das Moor fungiert somit auch als Bodenarchiv, das nicht nur Informationen über seine eigene Entstehung, sondern auch über seine vergangene Umwelt und deren Bewohner speichern kann.
Über die jüngere Vergangenheit des Gebietes gibt die Vorarlberger Urmappe von 1857 Auskunft (Abb.2). Dort ist das Gelände mit „kais:kön: Schießstätte“ benannt. Wie intensiv diese genutzt wurde, ist nicht bekannt. Als Kugelfang wurde im Süden ein Wall aufgeschüttet, der sich heute noch gut im Gelände abzeichnet (Abb.3).
Nur sieben Jahre nach der Entstehung dieses Katasters ereignete sich in Vorarlberg ein dramatischer Vorfall. Joseph Gasser aus Lauterach erschoss 1864 aus unbekanntem Grund drei Menschen und wurde im September desselben Jahres auf der „Seewiese“ genannten Fläche in Göfis unter den Augen von tausenden Schaulustigen hingerichtet. „Bei Einbruch der Dunkelheit wurde Gasser (…) durch den Scharfrichter vom Strafgerüst abgenommen und vor demselben formlos beerdigt.“ (Wortlaut des Hinrichtungsprotokolles). Joseph Gasser war der letzte öffentlich Hingerichtete in Vorarlberg und gab dem Gasserplatz seinen Namen. Noch heute soll er dort begraben sein.
Im Rahmen des LIFE-Projektes „AMooRe – Austrian Moor Restauration“ ist nun die hydrologische Restauration des Moores geplant. Denn durch die vorhandene Entwässerung kommt der ehemals wassergesättigte Torf an die Luft und verrottet. Ein Prozess, der durch die immer häufiger auftretenden Dürreperioden weiter beschleunigt wird. Dadurch wird das Moor vom CO2 Speicher, zur CO2 Quelle. Aber auch die übrigen Funktionen des Moores, wie die des Landschaftsarchives oder des Lebensraums seltener Arten, gehen durch die Torfzersetzung letztlich verloren.
Aufgrund seiner bewegten Geschichte und der potentiellen Speicherfähigkeit von archäologischer Information wurde vom Bundesdenkmalamt Vorarlberg eine archäologische Prospektion des Naturschutzgebietes vorgeschlagen. So sollte eine Kollision der Denkmalpflege mit der moorökologischen Planung vermieden werden. Im April 2025 wurde der Gasserplatz deswegen mithilfe von Metalldetektoren auf metallische Artefakte untersucht (Abb.4). Die im Zuge der Prospektion entdeckten Funde zeigten, dass der Niederschlag an zu erwartenden Projektilen für einen Schießplatz erstaunlich gering war. In den untersuchten Zonen wurden lediglich zwei Musketenkugeln entdeckt (Abb.5). Die weitaus größere Objektgruppe wurde durch Hufeisen gebildet, von denen acht gefunden wurden (Abb.6). Die restlichen Funde wurden von Besuchern des Moores verloren, wie etwa Münzen (Abb.7) oder ein Taschenmesser. Mithilfe der Metalldetektoren konnte weder die Hinrichtungsstätte noch das Grab des Joseph Gasser entdeckt werden. Weitere Untersuchungen und andere Methoden jedoch könnten noch mehr über die Geschichte des Gasserplatzes zu Tage fördern.
Gestützt auf die Ergebnisse der archäologischen Prospektion soll nunmehr die ökologische Planung zur Restaurierung der Moorfläche weiter vorangetrieben und letztlich umgesetzt werden. Dies erfolgt in enger Abstimmung mit der Gemeinde Göfis als Grundeigentümerin, dem Bewirtschafter und dem Bundesdenkmalamt.
Text und Bilder: Laura Holzer & Hans Willem Metzler
Abb.1: Aufnahme des Gasserplatzes nach Süden (Context 2025)
Abb.2: Franziszeischer Kataster/Urmappe, Gasserplatz bez. mit „kais:kön: Schießstätte“ (VoGIS 2025)
Abb.3: Oberkante des Walles „Kuglafang“ nach Osten (Context 2025)
Abb.4: Markierte Funde während der archäologischen Prospektion (Context 2025)
Abb.5: Bleikugel, Projektil, 16.-18. Jh. (Context 2025)
Abb.6: Spätmittelalterlich-neuzeitliches Hufeisen (Context 2025)
Abb.7: 2 Groschen, 1934 (Context 2025)
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